Welche Technologie steckt hinter dem Gerben von Leder?
Die Herstellung von Leder ist eine der ältesten Technologien und entwickelte sich parallel zum Fleischkonsum. Es gibt verschiedene Methoden, um Tierhäute für die zukünftige Verwendung als Leder vorzubereiten. Durch das Gerben wird das daraus entstehende Material geschmeidig und langlebig. Unbehandelte Häute würden aushärten und verfaulen, denn es handelt sich dabei um einen organischen Rohstoff. Somit wären sie als Material für Mode-Artikel wie die unseren natürlich unbrauchbar. Ziel des Gerbprozesses ist es daher, dies durch Modifikation des als Kollagen bezeichneten Proteins zu verhindern.
Das Gerben kann entweder mit einer pflanzlichen Methode, also mittels pflanzlicher Polyphenole, einer mineralischen Methode mit Metallsalzen (insbesondere Chrom) oder einer metallfreien Methode mit synthetischen Gerbstoffen, Aldehydgerbstoffen und Oligomeren durchgeführt werden. (Quelle: “Modern Tanning Chemistry” von Anthony D. Covington).
Die weltweite Lederindustrie wächst.
Dabei lässt sich eine kontinuierliche Verlagerung der Lederproduktion aus dem Westen in Richtung Osten oder Süden beobachten. Diese wird mit niedrigeren Arbeitskosten bzw. den weniger strengen Umweltgesetzen gerechtfertigt. Die Unterschiede liegen mitunter nicht so sehr oder nicht nur im Umweltrecht selbst, sondern in dessen Durchsetzung. Es ist noch ein langer Weg, um den Menschen verständlich zu machen, welchen Preis die Natur und die Arbeiter dieses Industriesektors in Ländern der 3. Welt dabei zahlen müssen.
Chrome Gerbung
Welcher Art vom Leder findet am meisten in Fashion Industrie Verwendung?
Die in der Modebranche vorherrschende Methode des Ledergerbens basiert auf dem Chromgerben. In der Tat haben die mit pflanzlich gegerbtem Leder hergestellten Produkte einen sehr geringen Marktanteil.
Die Chromgerbung (auch als Mineralgerbung bekannt) kommt unter den mineralischen Methoden am häufigsten zum Einsatz. Der im Verfahren verwendete Gerbstoff ist Chromsulfat. Die Chromgerbung wurde 1858 erfunden und ist damit eine der jüngsten und beliebtesten Methoden der Industriehersteller.
Das Gerben mit Chrom ist eine effektive Methode, um auf sehr schnelle Weise ein weiches, gleichmäßiges Leder herzustellen – der gesamte Prozess dauert ungefähr einen Tag.
Hört sich gut an, oder? Dies ist u.a. auch der Grund, warum etwa drei Viertel des in der Modebranche verwendeten Leders chromgegerbtes Leder ist. Aber die Vorteile der Chromgerbung haben ihren Preis.
Erstens ist der Chromgerbprozess umweltschädlich und gefährlich für Menschen, die in Gerbereien arbeiten oder in deren Nähe leben. Wie jedes Schwermetall ist Chrom extrem giftig und besitzt krebserzeugende Eigenschaften. Da diese Methode einfach ist und keine spezifischen Fertigkeiten erfordert, befinden sich viele Gerbereien in Ländern der 3. Welt, um die Herstellungskosten niedrig zu halten. In vielen Fällen bietet das Arbeitsumfeld in diesen Ländern keinen Schutz für die Arbeitnehmer und sie sehen sich einem ständigen und direkten Kontakt mit sehr starken Chemikalien ausgesetzt. Das hat viele Krankheiten und kurze Lebenserwartungen zur Folge. Es gibt keine starken Produktionsbeschränkungen, so dass sämtliche im Gerbprozess verwendeten Chemikalien mit dem Abwasser ungefiltert in die Flüsse gelangen. Der Schaden für die Natur ist nicht direkt messbar und die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind erschreckend, was sich an einer verminderten Rate von gesund Geborenen, sowie einer verkürzten Lebenserwartung im betroffenen Gebiet äußert. Aber auch die Industrieländer sind von dieser zerstörerischen und fahrlässigen Produktionstechnik nicht nur direkt durch Verwendung des auf diese Weise hergestellten Leders, sondern auch durch die Kontaminierung der Nahrungskette, betroffen. Der Lederabfall vieler Produktionsstätten in den Ländern der 3. Welt wird zu Mehl verarbeitet und dieses Mehl wird dann an die Garnelen- und Hänchenfarmen als Futter verkauft. Diese dadurch mit schweren Mineralien vergifteten Garnelen und Hänchen werden dann weltweit exportiert und landen schließlich auch auf unseren Tellern.
Obwohl die Schattenseiten der Chromgerbung öffentlich bekannt sind, ist es immer noch die am häufigsten verwendete Methode in der Modebranche.
Pflanzliche Gerbung
Artisanale Methode aus dem Altertum
Die pflanzliche Gerbung ist eine der ältesten Methoden zur Herstellung von Leder und wird seit Tausenden von Jahren angewandt. Dieses Verfahren ist vollständig chromfrei und enthält daher keine schädlichen Chemikalien. Es ist eine althergebrachte handwerkliche Methode, bei der man die in einigen Pflanzenarten natürlich vorkommenden Gerbsäuren nutzbar macht. Durch bestimmte Techniken kommen dabei Rinden, Zweige, Blätter und teils sogar Früchte zum Einsatz. Diese spezifischen Techniken erfordern erfahrene und qualifizierte Arbeitskräfte und jede Gerberei hält ihr Rezept und ihr Verfahren geheim.
Die Häute behalten vor dem Färben ihr hellrosa-beiges Aussehen und riechen typisch holzig und erdig.
Es gibt einige Nachteile von pflanzlich gegerbtem Leder, die der Fairness halber erwähnt werden müssen.
Viele Schritte im Produktionsprozess hinterlassen immer noch Spuren in der Umgebung, insbesondere die einleitenden Maßnahmen:
Das Gerben erfordert einen hohen Wasserverbrauch, wenngleich das Ergebnis im Gegensatz zu den Chrom- und Aldehyd-Methoden harmlos ist
Abhängig von den für den Prozess verwendeten Pflanzenphenolen ist die Produktionszeit lang und variiert zwischen 3 Wochen und 2 Monaten
Lange Produktionszeiten verursachen hohe Endkosten
Es gibt aber auch Vorteile, die von anderen Gerbmethoden nicht übertroffen werden:
Es gibt keine negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, was besonders beim direkten Kontakt mit der Haut wichtig ist
Eigenschaften wie hohe Strapazierfähigkeit und Festigkeit verleihen diesem Material eine lange Lebensdauer
Dank biologischer Abbaubarkeit sämtlicher Verfahrensbestandteile gibt es kaum Auswirkungen auf die Umwelt
Herausragende Ästhetik durch eine natürliche, organische und lebhafte Farbpalette
Natürliche Nährstoffe ermöglichen exzellente Alterungseigenschaften und fördern die nach einiger Zeit erworbene einzigartige Patina
Fast vergessenes wertvolles Wissen über eine alte Handwerkskunst erlebt eine Renaissance und bietet bewussten Verbrauchern eine Alternative bei der Materialauswahl. Diese Wiederentdeckung ermöglichte es vielen der seit jeher für die Leder-Herstellung bekannten Regionen deren tief verwurzelte Handwerkstradition auch im Zeitalter des Konsums zu erhalten.
So why choose vegetable-tanned leather goods?
Warum also pflanzlich gegerbte Lederwaren wählen? Weil Sie eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen und ein nachhaltiges Produkt kaufen, das lange hält, komfortabel ist und es Ihnen ermöglicht, Ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.
Was genau ist also Filz? Filz ist ein Vliesstoff aus einem ungeordneten, schwer zu trennenden Fasermaterial. Leider ist dieser Begriff nicht geschützt. Daher findet er auch seine Anwendung bei synthetischen Stoffen. Der synthetische Filz hat jedoch eine andere Haptik und billigeres Erscheinungsbild, sowie ganz andere Materialeigenschaften. Meistens kann man gleich am niedrigeren Preis erkennen, dass …
Warum pflanzlich gegerbtes Leder?
Welche Technologie steckt hinter dem Gerben von Leder?
Die Herstellung von Leder ist eine der ältesten Technologien und entwickelte sich parallel zum Fleischkonsum. Es gibt verschiedene Methoden, um Tierhäute für die zukünftige Verwendung als Leder vorzubereiten. Durch das Gerben wird das daraus entstehende Material geschmeidig und langlebig. Unbehandelte Häute würden aushärten und verfaulen, denn es handelt sich dabei um einen organischen Rohstoff. Somit wären sie als Material für Mode-Artikel wie die unseren natürlich unbrauchbar. Ziel des Gerbprozesses ist es daher, dies durch Modifikation des als Kollagen bezeichneten Proteins zu verhindern.
Das Gerben kann entweder mit einer pflanzlichen Methode, also mittels pflanzlicher Polyphenole, einer mineralischen Methode mit Metallsalzen (insbesondere Chrom) oder einer metallfreien Methode mit synthetischen Gerbstoffen, Aldehydgerbstoffen und Oligomeren durchgeführt werden. (Quelle: “Modern Tanning Chemistry” von Anthony D. Covington).
Die weltweite Lederindustrie wächst.
Dabei lässt sich eine kontinuierliche Verlagerung der Lederproduktion aus dem Westen in Richtung Osten oder Süden beobachten. Diese wird mit niedrigeren Arbeitskosten bzw. den weniger strengen Umweltgesetzen gerechtfertigt. Die Unterschiede liegen mitunter nicht so sehr oder nicht nur im Umweltrecht selbst, sondern in dessen Durchsetzung. Es ist noch ein langer Weg, um den Menschen verständlich zu machen, welchen Preis die Natur und die Arbeiter dieses Industriesektors in Ländern der 3. Welt dabei zahlen müssen.
Chrome Gerbung
Welcher Art vom Leder findet am meisten in Fashion Industrie Verwendung?
Die in der Modebranche vorherrschende Methode des Ledergerbens basiert auf dem Chromgerben. In der Tat haben die mit pflanzlich gegerbtem Leder hergestellten Produkte einen sehr geringen Marktanteil.
Die Chromgerbung (auch als Mineralgerbung bekannt) kommt unter den mineralischen Methoden am häufigsten zum Einsatz. Der im Verfahren verwendete Gerbstoff ist Chromsulfat. Die Chromgerbung wurde 1858 erfunden und ist damit eine der jüngsten und beliebtesten Methoden der Industriehersteller.
Das Gerben mit Chrom ist eine effektive Methode, um auf sehr schnelle Weise ein weiches, gleichmäßiges Leder herzustellen – der gesamte Prozess dauert ungefähr einen Tag.
Hört sich gut an, oder? Dies ist u.a. auch der Grund, warum etwa drei Viertel des in der Modebranche verwendeten Leders chromgegerbtes Leder ist. Aber die Vorteile der Chromgerbung haben ihren Preis.
Erstens ist der Chromgerbprozess umweltschädlich und gefährlich für Menschen, die in Gerbereien arbeiten oder in deren Nähe leben. Wie jedes Schwermetall ist Chrom extrem giftig und besitzt krebserzeugende Eigenschaften. Da diese Methode einfach ist und keine spezifischen Fertigkeiten erfordert, befinden sich viele Gerbereien in Ländern der 3. Welt, um die Herstellungskosten niedrig zu halten. In vielen Fällen bietet das Arbeitsumfeld in diesen Ländern keinen Schutz für die Arbeitnehmer und sie sehen sich einem ständigen und direkten Kontakt mit sehr starken Chemikalien ausgesetzt. Das hat viele Krankheiten und kurze Lebenserwartungen zur Folge. Es gibt keine starken Produktionsbeschränkungen, so dass sämtliche im Gerbprozess verwendeten Chemikalien mit dem Abwasser ungefiltert in die Flüsse gelangen. Der Schaden für die Natur ist nicht direkt messbar und die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind erschreckend, was sich an einer verminderten Rate von gesund Geborenen, sowie einer verkürzten Lebenserwartung im betroffenen Gebiet äußert. Aber auch die Industrieländer sind von dieser zerstörerischen und fahrlässigen Produktionstechnik nicht nur direkt durch Verwendung des auf diese Weise hergestellten Leders, sondern auch durch die Kontaminierung der Nahrungskette, betroffen. Der Lederabfall vieler Produktionsstätten in den Ländern der 3. Welt wird zu Mehl verarbeitet und dieses Mehl wird dann an die Garnelen- und Hänchenfarmen als Futter verkauft. Diese dadurch mit schweren Mineralien vergifteten Garnelen und Hänchen werden dann weltweit exportiert und landen schließlich auch auf unseren Tellern.
Obwohl die Schattenseiten der Chromgerbung öffentlich bekannt sind, ist es immer noch die am häufigsten verwendete Methode in der Modebranche.
Pflanzliche Gerbung
Artisanale Methode aus dem Altertum
Die pflanzliche Gerbung ist eine der ältesten Methoden zur Herstellung von Leder und wird seit Tausenden von Jahren angewandt. Dieses Verfahren ist vollständig chromfrei und enthält daher keine schädlichen Chemikalien. Es ist eine althergebrachte handwerkliche Methode, bei der man die in einigen Pflanzenarten natürlich vorkommenden Gerbsäuren nutzbar macht. Durch bestimmte Techniken kommen dabei Rinden, Zweige, Blätter und teils sogar Früchte zum Einsatz. Diese spezifischen Techniken erfordern erfahrene und qualifizierte Arbeitskräfte und jede Gerberei hält ihr Rezept und ihr Verfahren geheim.
Die Häute behalten vor dem Färben ihr hellrosa-beiges Aussehen und riechen typisch holzig und erdig.
Es gibt einige Nachteile von pflanzlich gegerbtem Leder, die der Fairness halber erwähnt werden müssen.
Es gibt aber auch Vorteile, die von anderen Gerbmethoden nicht übertroffen werden:
Fast vergessenes wertvolles Wissen über eine alte Handwerkskunst erlebt eine Renaissance und bietet bewussten Verbrauchern eine Alternative bei der Materialauswahl. Diese Wiederentdeckung ermöglichte es vielen der seit jeher für die Leder-Herstellung bekannten Regionen deren tief verwurzelte Handwerkstradition auch im Zeitalter des Konsums zu erhalten.
So why choose vegetable-tanned leather goods?
Warum also pflanzlich gegerbte Lederwaren wählen? Weil Sie eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen und ein nachhaltiges Produkt kaufen, das lange hält, komfortabel ist und es Ihnen ermöglicht, Ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.
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